Sicherheitsrisiko für Radfahrer: Rheingoldstraße in Neckarau zu eng für Mindestabstand

Sicherheitsrisiko für Radfahrer: Rheingoldstraße in Neckarau zu eng für Mindestabstand

Mannheimer Morgen – 20.04.2024

In der Rheingoldstraße in Neckarau ist ein Teil der Fahrbahn so schmal, dass Autos Fahrradfahrer nicht mit einem gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern überholen können. Auf der Suche nach einer Lösung

Mannheim. Die Rheingoldstraße in Neckarau ist ein Nadelöhr, zumindest auf der Strecke zwischen Endhaltestelle Neckarau West und Stollenwörthweiher. Der Schutzstreifen für Radfahrer und die Fahrbahn sind so knapp bemessen, dass die Autofahrer die Radler nicht mit dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern überholen können. Dieses Gesetz gibt es erst seit 2020, die Straße ist wesentlich älter. Für Kfz-Fahrer bedeutet das eigentlich: Nicht überholen, und das auf einem Stück von 850 Metern. Der Radfahrer muss nur ein wenig ins Schlingern geraten, schon kann es zur Kollision kommen.

Mit Pool-Nudeln auf dem Gepäckträger demonstrieren Radler den Mindestabstand von 1,5 Metern beim Überholen

Um zu demonstrieren, wie viel 1,5 Meter sind, griffen die Polizei und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) zu einer Pool-Nudel. Diese wurde bei einem Radler quer auf den Gepäckträger gezurrt, beim Fahren auf dem Schutzstreifen ragte die Nudel weit in die Fahrbahn hinein, ein Überholen war für ein breiteres Fahrzeug unmöglich. Beim Fahren ohne Nudel fiel auf, dass alle Kfz überholten, zwar vorsichtig, aber keines reihte sich hinter den Radfahrer ein.

„Die Rheingoldstraße ist eine brenzlige Situation, denn hier gibt es keinen vollwertigen Fahrradweg, nur den Sicherheitsstreifen. Jetzt soll mit der Aktion Pool-Nudel gezeigt werden, was 1,5 Meter sind und dass der Abstand trotz Streifen eingehalten werden muss“, sagte Stefanie Faulhaber, Oberkommissarin und Präventionsbeauftragte. Auch Mitglieder des Mannheimer Strandbadvereins (Mastra) beteiligten sich an der Aktion, denn der Verein setzt sich seit Jahren für einen gefahrlosen Fahrradweg ins Freizeitgebiet Strandbad ein – und damit auch für einen weniger riskanten Weg zu Schulen und Vereinen. „Das Bewusstsein bei Autofahrern fehlt, daher sind wir für Überholverbotsschilder“, sagte Gisela Korn-Pernikas.

Vor einigen Jahren gab es sogar einen schweren Unfall, bei dem ein Auto mit Wohnwagen eine Radlerin überholen wollte und an deren Lenker hängen blieb. Überholverbotsschilder sind laut Verkehrsbehörde überflüssig, denn hier greift das Gesetz des Mindestabstands. Kurz: Man sieht die schmale Straße, kennt die Regeln, fährt hinter dem Rad her. Doch das funktioniert oft nur in der Theorie. „Die Verkehrsbehörde sagt, es wäre eine Doppelbeschilderung, aber man könnte es abwägen, da eine Gefahr vorliegt“, sagte Robert Hofmann vom ADFC. So werde das nichts mit der Verkehrswende. „Ältere Leute, die vom Auto aufs Fahrrad umsteigen wollen, könnten es sich überlegen und es doch lassen, weil es ihnen zu gefährlich ist.“

Autofahrer erhalten lediglich Ermahnung statt eines Bußgelds von 30 Euro

Immerhin soll der Schutzstreifen, der eine Sicherheit suggeriert, die es nicht gibt, von der Stadt entfernt werden. Harald Knecht (Grüne), vom Bezirksbeirat Neckarau erwähnte die oft gewünschte Fahrradstraße, doch diese ist laut Verwaltung nicht umsetzbar, weil der Kfz-Verkehr nicht auf eine Alternativroute verlagert werden kann. Doch auch für Radler gilt der Mindestabstand. „Wenn man an einem parkenden Auto vorbeifährt, muss man 1,5 Meter einhalten, denn die Tür könnte sich öffnen“, so Brigitte Aigner, ADFC.

Auf der Rheingoldstraße heißt das dann, man fährt für ein paar Meter mitten auf der Fahrbahn. „Kommt ein Auto von hinten, wird man weggehupt“, fügte Aigner hinzu. „Kein Fahrrad ist für mich keine Option, ich habe kein Auto, ich erledige alles mit dem Pedelec.“ Die Autofahrer, die während dieser Aktion von der Polizei beim Überholen von Radlern erwischt wurden, bekamen übrigens kein Bußgeld, das laut Katalog 30 Euro beträgt. Sie kamen mit einer Ermahnung davon.