Hüterin des Strandbads

Hüterin des Strandbads

Gisela Korn-Pernikas Lieblingsplatz am Wasser ist das Mannheimer Strandbad. © Sylvia Osthues

Mannheimer Morgen 07.09.2022

Gisela Korn-Pernikas Lieblingsplatz am Wasser ist der Bereich am Bistro. Ihr Verein setzt sich seit langem für Verbesserungen ein

Wir treffen Gisela Korn-Pernikas wenige Meter von „ihrem“ Strandbad entfernt – und obwohl die 71-jährige von ihren Freunden als „taff und tapfer“ beschrieben wird, weil sie bei Missständen immer ihren Mund aufmacht, will sie um ihre Person „kein Aufheben“ machen. Korn-Pernikas engagiert sich als Vorsitzende von Mastra für die Erhaltung, Verschönerung und Pflege des Mannheimer Strandbads im Einklang mit dem Umwelt-, Landschafts- und Naturschutz. Außerdem ist sie Mitglied der Neckarauer Agenda. Für die Stadtteilseiten des „Mannheimer Morgen“ erzählt sie von ihrem Lieblingsplatz am Wasser.

Mein Lieblingsplatz am Wasser …

„… ist das Mannheimer Strandbad, und zwar weiter oben beim Bistro von Arben Metaj. Dort ist es noch so schön romantisch. Das hat einfach ein bissel mehr Atmosphäre. Mitten in der Natur. Wichtig ist das Flair, das lockere Sitzen an der Promenade, mit den Füßen auf einem Stuhl. Man kann die Stühle auch mit an den Strand nehmen. Das ist einfach so ein Stück Freiheit. Auf der Terrasse des Bistros hat man eine schöne Sicht auf Promenade und Rhein.

Am schönsten ist es …

„… beim Sonnenuntergang, wenn die Schiffe vorbeiziehen. Nach meiner Arbeit als Sozialarbeiterin bei der Stadt kam ich oft hierher, um runterzufahren. Die großen Weiden spenden Schatten – das ist wie im Urlaub. Ich mag das Naturerlebnis. Mir gefällt auch, dass hier viele Nationen zusammenkommen – und das alles ganz friedlich. Ein Problem ist nur, dass es zwar Strandbad heißt, aber die Menschen noch nicht mal mit dem Fuß ins Wasser dürfen. Das Badeverbot wurde 1978 erlassen wegen der Rheinverschmutzung. Doch heute ist das Wasser sauber. Ich kenne viele, die hier schwimmen gelernt oder sich an Schiffe gehängt haben und mitziehen lassen. Problematisch sind heute nur die vielen Jet-Ski. Deshalb wünschen wir uns einen abgeteilten Bereich, wo die Menschen ins Wasser rein dürfen.

Ich mag am Standbad besonders …

„… dass es einfach der wunderbarste Platz ist. Es gibt keinen schöneren Ort in Mannheim. Ich treffe hier Mitglieder des Vereins, Freunde und Bekannte ohne Verabredung. Ich freue mich über viele gemeinsame Aktionen. Wir haben 2012 ein Fest organisiert zum 75-jährigen Bestehen des Strandbades, das 1927 eröffnet wurde. Außerdem gab es zwei Unterschriftsaktionen: wegen dem neuen Campinggebäude und vor allem dem Gastronomie-Neubau.

Alles fing an 2004, als das alte Strandbadrestaurant schon seit zwei Jahren leer stand. Die Stadt wollte den Neubau in Erbpacht vergeben. Zusammen mit SOS Strandbad ist die Mastra aktiv geworden. Wir wollten, dass das Restaurant in städtischer Hand bleibt. Der ehemalige Stadtrat Christian H. Wetzel hatte den Verein zusammen mit anderen ins Leben gerufen, um die Idee von Stifter Carl Reiss, dass das Strandbad für die Bürger sein soll, zu erhalten. Es gab so viele Aktionen, dass die Stadt nicht mehr drumherum kam, Mastra bei der Planung einzubeziehen. Entstanden ist das Purino, ein familienfreundliches Restaurant. Erreicht haben wir auch, dass die Promenade statt, wie ursprünglich geplant, drei Meter heute fünf Meter breit ist. Ein zentraler Grillplatz wurde angelegt, so dass die Wiese nicht mehr so vernebelt ist. Es gibt eine Aufsicht der Stadt, die nach dem Rechten schaut.

Neu ist der Wasserspielplatz. Auf Vorschlag meines Vertreters Jürgen Wallenwein wurde in diesem Jahr begonnen mit der Anlegung eines Beachvolleyfeldes, das hoffentlich noch in diesem Sommer genutzt werden kann. Sorgenkind ist weiter das marode Campinggebäude, in dem sich das Bistro befindet. Stadtrat Bernhard Boll hat dafür zwar schon Geld locker machen können. Es wurde eine Machbarkeitsstudie erstellt; aber nichts ist passiert.

Familie und Freunde finden …

„… mein Engagement gut. Ich habe viele Mitstreiter, die mich bei allen Aktionen unterstützen. Wenn ich mich aufrege, denn ich bin nicht so geduldig, sagen sie mir auch schon mal, mach mal langsam. Ich habe schon so einen besonderen Blick dafür, was man braucht. Ich bin sowas wie eine Hüterin des Strandbades. Das ist auch ein Nachteil für mich, weil ich nicht so unbedarft hergehe, sondern immer das Gefühl von Verantwortung habe. Es sind zwar nicht alle 40 Mitglieder aktiv, aber es gibt viele Aktive. Wir würden uns freuen über mehr und vor allem junge Mitglieder. Ich würde mein Amt gern in jüngere Hände geben. Doch meine Freunde sagen, schön, dass Du Dich kümmerst.

Wenn ich nicht hier bin …

„… kümmere ich mich um einen guten Kontakt zu Kommunalpolitik und Verwaltung. Ein Problem bei Erstellung der Benutzungsordnung für das Naherholungsgebiet war, dass das Verbot von Hunden und Fahrrädern im Strandbad anfangs nicht mit aufgenommen werden sollte. Durch Druck haben wir erreicht, dass das Verbot doch aufgenommen wurde. Die Crux ist, dass die Kontrolle fehlt.

Wir melden der Stadt immer wieder Missstände. Denn wenn wir uns nicht mehr kümmern würden, hätte ich Bedenken, dass Vandalismus beginnt, dass Personal abgezogen wird, plötzlich das Gebäude mit dem Bistro weg ist, eine Campingplatzerweiterung stattfindet und so das Gelände verlorengeht für die Bürgerschaft. Das alles erfordert viel Zeit, aber eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt kommt nicht von alleine. Ich informiere die Mitglieder und versuche neue zu gewinnen.

Wenn ich einmal gar nicht mehr hierher kommen könnte …

„… wäre das ein großer Verlust für mich. Diese Natur, dieser Ort mit dem alten Baumbestand ist einmalig. Ich bin nicht mehr so jung und möchte immer im Süden Mannheims bleiben, damit ich immer noch ans Strandbad kann.

Sylvia Osthues Freie Autorin