„Das will hier niemand sofort abreißen“

„Das will hier niemand sofort abreißen“

1579079 2 gallerydetaillandscape img 04405054                          Ein Bauwerk mit doppelter Nutzung: Der Gebäudekomplex am Strandbad beherbergt einen Infrastrukturbereich
                          des Campingplatzes (links) und das Bistro Oro (rechts). © Rittelmann

Die einen befürchten, dass der Komplex demnächst einstürzt, die anderen haben Angst, dass ein Neubau Charme und Flair des Areals verschandeln könnte: Keine Frage, das Infrastrukturgebäude des Campingplatzes inklusive des Bistros am Strandbad sind baufällig. Der Neckarauer SPD-Stadtrat Bernhard Boll hat sich deshalb bei den jüngsten Etatberatungen für die Finanzierung einer Studie stark gemacht, die sich mit Plänen zur Sanierung oder Neugestaltung des Areals befasst. Dieser Antrag fand jetzt bei den Etatberatungen 2020/21 im Umfang von 100 000 Euro eine Mehrheit.

Und was geschieht nun in diesem Jahr mit dem Komplex? Muss er der Abrissbirne weichen? „Nein“, versichert Stadtrat Boll, „niemand will das Gebäude jetzt und sofort abreißen“. Er weist vielmehr darauf hin, „dass sich das Gebäude seit Jahren in einem derart schlechtem Zustand befindet, dass nur über regelmäßige statische Überprüfungen und bauliche Ertüchtigungen eine Aufrechterhaltung des Campingplatz- und Bistrobetriebs sichergestellt werden kann“. Es sei absehbar, dass die Gebäudesubstanz nicht dauerhaft erhalten werden könne und eine Grund-Renovierung unwirtschaftlich sei. Doch eines Tages falle der Komplex vielleicht von heute auf morgen zusammen: „Kein Mensch weiß, wann das passieren könnte.“

Deshalb sei zumindest eine Vorplanung, samt Einholen von Architekten-Meinungen und Entwürfen wichtig. „Wenigstens eine vorbereitende Konzeptstudie für den Neubau eines gestelzten Gebäudes ist dringend notwendig“, betont Boll. Allein für diese Vorplanungskosten seien die 100 000 Euro gedacht. „Da ist dann noch nichts in Stein gemeißelt. Ich möchte ja nur, dass die Kommune auf alle Eventualitäten und jeglichen plötzlichen Handlungsdruck vorbereitet ist.“ Sich um die Weiterentwicklung des Strandbads zu kümmern, sei übrigens auch eines seiner Wahlversprechen gewesen – und das wolle er jetzt einlösen.

Jedenfalls, so Boll, freue sich der SPD-Ortsverein Neckarau-Almenhof-Niederfeld sehr, dass es im Gemeinderat gelungen sei, eine wichtige Entscheidung für die Weiterentwicklung des Strandbades als Naherholungsgebiet zu treffen. Denn ein Ganzjahresbetrieb sei derzeit nicht möglich. Doch das Bistro Oro im nördlichen Teil des Strandbads erfreue sich außergewöhnlicher Beliebtheit. Um so dringlicher sei es, dass Bewegung in die Bau- oder Sanierungspläne käme.

Standfestigkeit wird überprüft

Dass sich „endlich etwas tut“, begrüßt auch die Vorsitzende des Fördervereins Mannheimer Strandbad (MASTRA) Gisela Korn-Pernikas. Dennoch fürchtet sie, dass ein Neubau auf Stelzen das familiäre Flair des Freizeitareals zerstöre. Ihr Vorschlag: „Der marode Teil kann abgerissen werden. Und als einfache Lösung könnten zwei Duschen und Toiletten für die Campingfreunde errichtet werden.“ Der sanierungsbedürftige Zustand des Gebäudes bereitet den MASTRA-Mitgliedern, wie bereits mehrfach berichtet, seit vielen Jahren Kopfzerbrechen. Einmal im Jahr, so berichtet Oro-Chef Alben Metaj, schaue ein Statiker der Stadt vorbei und städtische Bedienstete würden monatlich die Standfestigkeit des Bauwerkes überprüfen. Ihm hat der Campingverein 2010 den Raum für das Bistro auf städtischem Gelände untervermietet. Und auch Metaj begrüßt es, „dass sich endlich irgendetwas in der Sache bewegt“. Schließlich müsse man für den Fall gewappnet sein, dass der Komplex eventuell ganz plötzlich wegen Baufälligkeit geschlossen werden muss. 30 bis 35 000 Euro investiere er jährlich in den Erhalt des Anwesens. Und dies ohne städtischen Zuschuss oder Unterstützung des Campingvereins.

Inzwischen hat der Gastronom mit seiner Familie auch das Vereinslokal des Tennisclubs Rot-Weiß Waldpark am Kiesteichweg übernommen. Es trägt ebenfalls den Namen Oro und ist nach einer kleinen Ferienzeit ab 28. Januar wieder für alle seine Gäste geöffnet.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 08.01.2020